Die Sakirin Moschee, Istanbul

Die Sakirin Moschee, Istanbul

Licht, Luft und Weite…

Die Sakirin Moschee in Istanbul ist die weltweit erste Moschee von einer Frau gestaltet.
Die von der türkischen Designerin Zeynep Fadillioglu, konzipierte Moschee symbolisiert Weltoffenheit und mehr Freiraum für Frauen und sorgt seit 2009 weltweit für Furore.


Beim Betreten des Moscheehofes in Üsküdar, im asiatischen Teil Istanbuls, verspürt man eine angenehme Ruhe und geheimnisvolle Bewegung. Eine stählerne Kugel dreht sich und symbolisiert das Weltall. Fließendes Wasser hält sie in Bewegung. Die moderne Moschee spiegelt sich darin wie ein Zaubergebilde.

Glaswände statt massiver Mauern

Lichtvolle Leichtigkeit und Weite empfängt einem, wenn man die Moschee betritt. Für Transparenz und Klarheit, stehen rundum Glaswände statt massiver Mauern, die von Offenheit zeugen. Feinziselierte Metallflächen, in traditionellen Ornamenten filtern das Licht, ohne die Sicht nach Aussen zu beeinträchtigen.
Die Gebetsnische, wirkt wie eine futuristische Muschel. Ihre satte Farbgebung in Türkisblau und Gold strahlt Geborgenheit und Schutz aus.

Moschee-innen-mit-logoBlick in den Innennraum und zur gegenüberliegenden Moschee

Sinnbildlich, auch die frei im Raum stehende Gebets-Treppe – die Minbar. Sonst aus dunklem Holz oder Stein. In der Sakirin Moschee ist sie nun eine helle geschwungene Treppe aus Acryl, verziert mit einem Blättermotiv. Auf die sonst üblich geschlossene Abdeckung nach oben wurde verzichtet.
Wahrhaft ein unglaublicher Kontrast, zum bisher traditionellen Baustil der Moscheen. Die meist in Anlehnung und nach den Vorgaben des Meisterarchitekten Sinan, der im 16. Jahrhundert viele osmanische Prachtbauten wie die Süleymaniye Moschee in Istanbul errichtete.

 

Sakirin Moschee Beleuchtungselement

Umrundet von titanfarbenen Schriftzügen aus dem Koran. Eine lichte Kehrseite, der schweren Metallleuchter, die sonst dunkel und bedrohlich in den Moscheen, von der Decke hängen. Tropfen aus Plexiglas schweben daran. Sie sollen die Worte des Korans symbolisieren.

Freiheit für Auge und Geist

Frauen dürfen den Hauptraum betreten und sich überall in der Moschee frei bewegen und aufhalten. Im Gegensatz zu den anderen Moscheen, in denen die Frauen meist durch eine Hintertür über schmale dunkle Treppen, zum abgeschiedenen Balkon zum Beten eingelassen werden. Das Rollenverständnis scheint hier in Veränderung. Der Balkon zum Beten für die Frauen ist hell, geräumig und offen.

Man spürt auch hier, den flotten Wind des Bosporus, der durch die pulsierende Metropole Istanbul weht.
Freiheit für das Auge und den Geist. Man kann hinausblicken, die Blicke schweifen lassen.

Das Alte mit dem Neuen

Gegenüber in der Ferne sieht man eine Moschee am Hang. Sie scheinen zu korrespondieren. Das Alte traditionelle mit dem modernen Neuen. Hier ist Offenheit und Weitblick nach Außen, in die Welt. Diese Moschee harmoniert mit dem Eindruck, der modernen türkischen Frauen, denen man in Istanbul begegnet.
Wenn sie ein Kopftuch tragen, tun sie es in Würde und äußerst stylisch. Sie verstecken sich nicht unsicher unter einem Stück Stoff, es ist für viele die Integration von Tradition.

Türkische Frauen auf der Überholspur

Die staatliche türkische Religionsbehörde hat in den vergangenen Jahren einiges unternommen, um die Stellung der Frau im türkischen Islam zu stärken. So wurden einige Frauen zu stellvertretenden Muftis ernannt und erhielten leitende Positionen in der Religionsverwaltung.

Frauen in der Türkei gehen immer mehr in Führungspositionen. Türkische Frauen in der Luftfahrt sind auf der Überholspur. Vielen voran die kreative Emel Arman, die als erste Flugkapitänin der Türkei den Atlantik überquerte.

Mit der Sakirin Moschee, in ihrer ausdrucksstarken Symbolkraft hat die türkische Designerin Zeynep Fadillioglu, den Nerv der Zeit, der modernen Menschen im Islam und ein Symbol der Entwicklung und Weltoffenheit kreiert. So kann ein moderner und friedvoller Islam aussehen.

Text: Rena Hoffmann
Fotos: Rena Hoffmann

 

Commenting area

  1. Ein toller Artikel, der Lust macht, die Moschee selbst zu besuchen und in das Leben dort einzutauchen!

    Ich freue mich auf weitere, inspirierende Blogbeiträge!

  2. Leider entspricht dieser Beitrag nicht mehr der Realität. Der Orkan: „Erdogan“ ist über die Türkei hinweggefegt und hat alle Hoffnung die ich für die Entwicklung und den Freiraum für türkischen Frauen sah unter den Trümmern begraben. Wie schade!

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